Sophie

Hallo, heute habe ich mal den Mut und die Kraft mich zu melden und euch meine Geschichte zu erzählen.

Es war wirklich der reinste Horror für mich, deshalb frage ich mich manchmal auch, warum gerade ich? Warum muss ich diese Schicksalsschläge hinnehmen und ertragen? Auch werde ich von meiner Mutti, Freunden und Bekannten immer wieder gefragt, wo ich diese Kraft hernehme und dann antworte ich immer: „Ich habe Mark, Timmi und Fee an der Hand, die ich über alles Liebe und niemals im Stich lassen würde, denn dann müsste ich mit einem schlechten Gewissen von dieser Erde gehen.“

Ich wurde 1986 in Leipzig geboren und bin heute stolze 29 Jahre alt. Ich hatte keine sehr schöne Kindheit, bis sich meine Eltern trennten. Aber leider nicht für sehr lange. Für ca. 1 Jahr hatte ich dann meine Ruhe vor meinen Erzeuger.

Mein „Erzeuger“ gab mir immer das Gefühl mich nie gewollt zu haben und auch Liebe und Geborgenheit seinerseits kenne ich leider nicht. Im Jahr 98/99 fing mein Martyrium an.

Ich wurde von meinem eigenen Opa missbraucht. Das ging knapp 2,5 Jahre, bis ich endlich die Kraft fand, ihn anzuzeigen. Damals wurde ich von meiner Mama und Freunden unterstützt und obwohl die Gutachterin damals ein 286 seitiges Gutachten schrieb, wurde der Täter erst Ende 2002 zu 3 Jahren Freiheitsstrafe mit Bewährung verurteilt.

Als meine Mama noch einmal mit meinem Erzeuger zusammenzog, war ich nur noch in der Psychiatrie. Meine Mutti war, nach dem ganzen Stress, den ihr eigener Vater mir angetan hatte (die Vergewaltigung und dass er mir immer wieder nachstellte), nicht in der Lage sich durchzusetzen und so schob mich mein Erzeuger von Psychiatrie zu Psychiatrie. Aufgrund der Vergewaltigung war ich sehr mitgenommen, wollte mich sogar 5 Mal umbringen, da mein Erzeuger mir immer wieder das Gefühl gab und auch sagte, dass er mir nicht glaubt. Mein Erzeuger sprach mit der Gutachterin und der Polizei und ließ mich immer wieder zwangseinweisen mit der Begründung, ich sei nicht mehr „tragbar“.

Als ich an einem Wochenende heimkam, ich war gerade einmal ca.16 Jahre alt, stand meine Tasche gepackt vor der Tür mit einem Umschlag. In diesem befanden sich 350 Euro und ein Brief, samt Schlüssel. Gerne hätte ich laut losgeschrien, als ich den Brief las.

Es war sehr aufwühlend für mich.

Er war von meinem Erzeuger verfasst worden, in dem stand: „Ich glaube nicht, dass du vergewaltigt worden bist und auch nicht, dass du meine Tochter bist.“ Du hast Schande über die Familie gebracht (das war auf die Vergewaltigung bezogen) und ich wollte dich nie haben. Ich habe dir eine eigene Wohnung besorgt und ein Konto, damit kannst du leben. Auf Wiedersehen, dein Erzeuger.“

Es blieb mir nichts anderes übrig, als dort einzuziehen. Mir fiel die Trennung von meiner Mutti unglaublich schwer (ich hatte und habe eine sehr enge Bindung zu meiner Mutti) und ich tröstete mich mit Alkohol.

Anfang 2004 machte ich einen kalten Entzug und lernte den zukünftigen Vater meines großen Sohnes Mark kennen.

Ich wurde schwanger. Am 5.1.2005 erfuhr ich, dass ich Zwillinge bekommen sollte und freute mich unbändig, doch die Freude währte nur kurz.

Als ich dem werdenden Vater erzählte, dass ich Zwillinge erwartete, brach die Hölle los. Er schlug mich und trat mir in den Bauch, so sehr, dass die Kinder in Lebensgefahr schwebten. Gott sei Dank riefen die damaligen Nachbarn die Polizei, da sie den Lärm und meine Schreie hörten.

Ein Krankenhausaufenthalt mit intensivmedizinischer Betreuung von 3 Monaten war nötig, um Mark zu retten. Sein Geschwisterchen, also der Zwilling, überlebte die Attacke leider nicht. Es war sehr schmerzhaft für mich, denn als Mark knapp 3 Wochen vor dem Entbindungstermin geholt werden musste (Notkaiserschnitt), wurde gleichzeitig auch sein Geschwisterchen geboren. Ich musste also die ganze restliche Schwangerschaft mit einem Lebenden, und dem Wissen auch ein totes Kind zu Welt zu bringen, ausharren. Ich hatte die ganze Zeit über einen Psychologen und Seelsorger zur Hand. Marks Vater bereute die Attacke nicht und kam mich auch kein einziges Mal in der Klinik besuchen. Ich hatte damals leider nicht den Mut ihn anzuzeigen, er hatte mich voll unter Kontrolle und immer wieder bearbeitet und auf mich eingeredet.

Im August 2005 kam Mark  zur Welt und ist heute – Gott sei Dank – ein kerngesunder Junge.

Ich trennte mich knapp 2 Jahre später von Marks Vater. Denn ich hatte bemerkt, dass er sich nicht nur an mir, sondern auch an seinem eigenen Sohn vergriffen hatte. Er hat mich vergewaltigt, geschlagen und eingesperrt. Nicht mal zu meiner Mutti oder zu Freunden durfte ich Kontakt haben. Ich habe dadurch auch völlig den Bezug zu Geld verloren, er nahm mir alles weg und teilte es ein. Auch kann ein Missbrauch an seinem Sohn Mark nicht ausgeschlossen werden. Ich habe ihn dann nach der Trennung angezeigt. Er bekam eine Geldstrafe von 3500 EURO. Ein Witz nach dem, was er Mark und mir alles angetan hatte.

Ende 2007 lernte ich Fees Papa kennen und ich wurde darauf wieder mit Zwillingen schwanger. Fees Zwilling verlor ich in der 7 SSW, am 6.2.2008.

Danach ging es mir nicht so gut, ich lernte aber damit umzugehen und war froh, nicht noch einmal das gleiche durchmachen zu müssen wie bei Mark, nämlich ein lebendes und ein totes Kind in mir zu tragen.

Wir führten eine glückliche Beziehung und er akzeptierte Mark als seinen eigenen Sohn. Wir hatten eine wunderschöne Zeit mit beiden Kindern zusammen und er war wirklich ein liebevoller und treusorgender Papa. Sogar über eine gemeinsame Hochzeit dachten wir nach.

Und dann der Schock: Als ich mit dem dritten Kind von Fees Papa schwanger wurde und er zu einer Fortbildung verreist war, klingelte eines abends im September, es war zwei Tage vor Fees erstem Geburtstag, Sturm an meiner Haustür. Die Polizei kam mit einem Notfallseelsorger und sagte mir, dass Fees Papa an einer Gehirnblutung verstorben sei. Ich fing an loszuschreien und musste auch kurz in die Klinik, da ich ja schwanger war und durch den Schock Kreislaufprobleme bekam.

Es war sehr schwer den Kindern erklären zu müssen, dass Papa nicht mehr heim kommt. Fee erzählt noch heute, dass sein Papa ein Engel ist und auch Mark spricht noch ab und an von ihm.

Ich lernte später einen Mann kennen, da verlor ich auch ein Kind und die Beziehung ging in die Brüche. Aufgrund dessen, dass ich das Kind verlor, er damit nicht klar kam und dem Alkohol verfiel. Das wollte ich Mark, Timmi und Fee nicht antun.

Mein Sohn Timmi durfte gerade einmal 9 Monate zu Hause sein, ehe er ohne Begründung vom Jugendamt geholt wurde. Es gab keinen richterlichen Beschluss, geschweige denn ein Gespräch beim Jugendamt. Danach ging es mir psychisch überhaupt nicht gut, ich hatte ja schon 3 Kinder verloren und musste nun auch noch meinen geliebten Timmi abgeben. Da fiel ich in ein tiefes Loch und erlitt einen Burn Out.

Ich zog Ende 2010 um, damit wir in der Nähe von Timmi sein konnten und in der Hoffnung Timmi öfter sehen zu dürfen. Seit 5 Jahren kämpfe ich, dass Timmi wieder nach Hause darf.

Am 10. Mai 2013 wurde dann auch noch Fee aus der Familie gerissen ohne Begründung, auch ohne richterlichen Beschluss, geschweige denn einem Gespräch, da läuft es im Moment auf die Rückführung nach  Hause zu und ich darf ihn regelmäßig anrufen und besuchen.

Ich sehe Fee regelmäßig alle zwei Wochen.

Ich lernte kurz nach der Inobhutnahme von Fee einen neuen Partner kennen. Das war keine gute Beziehung und durch Gewalt geprägt.

Ich habe immer geschaut, dass die Kinder nichts davon mitbekommen. Sie sollten ja gewaltfrei und liebevoll aufwachsen.

In dieser Beziehung verlor ich ein Mädchen in der 23 plus 5 SSW, am 9.2.2013, um 19:40 Uhr, mit 550 Gramm und 20 Zentimeter. An diesem Wochenende war Fee zu Besuch und auch Mark bekam mit, wie mich der Notarzt abholte, weil ich im Bad zusammengebrochen war. Mark hatte es gehört und sofort den Notruf gewählt. Zurück blieb ein leeres Bettchen, ein letztes Bild von ihr, sowie ihr Grab, was ich regelmäßig besuchen gehe. Und ein Scherbenhaufen.

Mein Ex kam dann mit der Trennung nicht zurecht und ging zum Jugendamt und erzählte Lügen, von wegen ich würde Mark schlagen und könne ihn nicht richtig versorgen, würde Alkohol trinken und mein Kind vernachlässigen, sodass Mark 9 Monate im Heim lebten musste. Dank meines Anwalts, der mir hilft Fee und Timmi nach Hause zu holen, konnte ich Mark im August 2014 wieder in die Arme schließen.

Ich habe nun regelmäßige, psychologische Hilfe und auch Mark bekommt Unterstützung und Hilfe.

Wir leben nun einigermaßen zufrieden und glücklich in einem kleinen Dorf in Niederbayern.

Die Namen sind geändert ich will meine Kinder und mich schützen.

Eure Sophie mit Mark ,Timmi und Fee an der Hand und ihren Sternenkindern fest im Herzen.