Shamok

Das ist die Geschichte von Shamok, genannt Shushu aus Neuperlach. Am 06. Juli 2012 wurde sie von ihrem Vater wieder einmal misshandelt, doch dieses Mal überlebte sie es nicht und starb mit nur vierzehn Monaten an den Folgen eben dieser Misshandlungen.

Shushus Vater stammte aus Abu Dhabi. Er reiste nach Deutschland, um hier studieren zu können und lernte dabei Shushus Mutter, eine Marokkanerin, kennen. Shushus Mutter hatte bereits aus erster Ehe zwei Töchter, welche aber in einer Pflegefamilie lebten. Da Shushus Vater anfänglich nur ein Touristenvisum für jeweils drei Monate erhielt, pendelt er lange Zeit zwischen seiner Heimat und Deutschland hin und her. Es sei eine schwere Zeit für das Paar gewesen, denn 2008 kam auch ihre erste gemeinsame Tochter zur Welt, aber erst 2010 erhielt er das Aufenthaltsrecht. Doch auch mit dem Erhalt des Aufenthaltsrechts wurde die Situation der beiden nicht leichter. Keiner von beiden ging einer regelmäßigen Arbeit nach und somit waren sie auf Sozialhilfe angewiesen.
Als im April 2011 die kleine Shushu das Licht der Welt erblickte, stellte die Stadt der Familie eine geräumige Wohnung in Neuperlach zur Verfügung.

Shushus Mutter sagte über ihren Mann, dass er ja die ersten Jahre seiner ersten Tochter kaum mitbekommen habe und bei seiner Shushu alles besser machen wollte.

Anfänglich unterstützte Shushus Mutter ihren Mann bei der Versorgung ihrer kleinen Tochter. Sie zeigte ihm, welche Babynahrung er kaufen müsse und welche Dinge zu beachten seien. Später war er alleine für Shushu verantwortlich.

Shushus Mutter erinnerte sich,dass ihr Mann häufig Bier und Whiskey trank, sowie Shisha rauchte. Auch dass er Dogen nahm, war ihr bekannt.

An was sich Shushus Mutter aber nicht erinnern konnte, waren die Misshandlungen, die ihr kleines Töchterchen regelmäßig über sich ergehen lassen musste.

Der Vater wollte, dass Shushu ein „guter Mensch“ würde. Er gab zu, dass er körperliche Gewalt als Erziehungsmaßnahmen angewandt hatte. Er habe ganz so gehandelt, wie er es selbst zuhause erlebt habe.

Immer wenn Shushu ihrem Vater nicht gehorchen wollte oder schrie, versuchte er mit brutaler Gewalt seiner Tochter Einhalt zu gebieten. Durch die Schmerzen, die Shushu dabei erlitt, verweigerte sie zunehmend ihr Essen und wurde immer dünner.

Shushus Mutter wollte an ihrer Tochter aber weder blaue Flecken noch andere Verletzungen festgestellt haben. Dagegen sprach sie von regelmäßigen Kinderarztbesuchen, alles wäre in Ordnung gewesen, nur dass Shushu sehr schwach und dünn gewesen sei, bestätigte sie. Hierzu hätte jedoch der Kinderarzt, bei welchem sie immer vorstellig wurden, nur gemeint, dass die Essensverweigerung durch die zu früh durchgebrochenen Backenzähne kommen würde. Lediglich für Shushus gelbe Haut hätte ihr der Kinderarzt ein Mittel verschrieben. Einzig und allein, dass Shushu noch nicht richtig krabbeln und sich nur robbend auf dem Boden fortbewegen konnte, schien ihr etwas ungewöhnlich.

Am 06. Juli 2012 brachte Shushus Mutter ihre ältere Tochter in eine Kindergruppe. Shushu und ihr Vater waren somit allein zu Hause. In dieser Zeit prügelte er wieder auf seine kleine, erst vierzehn Monate alte schwache und abgemagerte Tochter ein. Anschließend legte er Shushu einfach in ihr Bett.

Später, als Shushus Mutter heim kam, hätten laut ihren Aussage ihr Mann und Shushu geschlafen. Irgendwann wäre er mit müden Augen aufgestanden und sie wollte in die Küche gehen, um ihm einen Kaffee zu kochen. Dann hörte sie plötzlich sein Schreien, rannte ins Kinderzimmer und sah, wie ihr Mann den leblosen Körper ihrer kleinen Tochter im Arm hielt. Nachdem eine Mund-zu-Mund-Beatmung scheiterte, wurde der Notarzt informiert. Shushu wurde mit einem Rettungswagen in das Krankenhaus Harlaching gebracht, doch es kam jede Hilfe für sie zu spät.

Selbst erfahrene Gerichtsmediziner waren über das, was sie bei der Obduktion feststellten, schockiert. Shushu hatte in ihrem kurzen Leben furchtbare Qualen durchmachen müssen. Die Obduktion von Shushu zeigte, dass ihr bereits zwei Monate vor ihrem Tod die Rippen auf beiden Seiten und das Schienbein gebrochen worden waren. Auch wurde einen ältere Hirnblutung festgestellt und zahlreiche Blutergüsse am Kopf. Shushu wurde vor ihrem Tod mit Faustschlägen und Tritten traktiert.

Shushus Vater sprach, aufgrund seines starken Drogenkonsums, von Erinnerungslücken. Er könne sich nur an einen Übergriff gegen seine Tochter erinnern, dem an ihrem Todestag. Er habe Shushu in den Hochstuhl gesetzt und wäre auf den Balkon gegangen, um eine Zigarette zu rauchen. Dann bemerkte er durch Shushus Schreien, dass sie aus dem Hochstuhl gefallen war. Er habe sie hochgehoben, angeschrien und geschüttelt, bis sie ruhig gewesen sei.

Shushus Mutter sagte, dass sie ihren Mann nicht aggressiv kennen würde und sie sich nicht erklären könne, woher die Rippenbrüche, die Schienbeinfraktur und die tödlichen Kopfverletzungen stammen würden.

Vielmehr hätte er sich liebevoll um Shushu gekümmert, hätte sie gewickelt, gewaschen, gefüttert und angezogen. Was, wie sie sagte, sehr ungewöhnlich für Männer aus dem arabischen Raum sei.

Gerichtsurteil:
Im Dezember 2013 wurde Shushus Vater wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu neun Jahren Haft verurteilt.

Über seinen Strafverteidiger ließ Shushus Vater mitteilen, dass er seine Frau und seine andere Tochter um Verzeihung bäte. Er wäre streng in der Erziehung gewesen und habe es doch nur so gemacht, wie er es in seiner Kindheit, daheim, erlebt habe. Er bat um Entschuldigung.