Dies ist die Geschichte der zweijährigen Savannah, die am 11. Dezember 2012 in Phoenix im Bundesstaat Arizona/USA an den Folgen schwerer Misshandlungen und Dehydrierung starb.
Am 30. Dezember 2009, kurz vor Ende des ersten 2000er-Jahrzehnts, wurde die kleine Savannah in Salida, einem verschlafenen Städtchen im Bundesstaat Colorado/USA geboren. Ihre Eltern, ein ehemaliger Marinesoldat und eine junge Frau, die sich gerade beruflich umorientierte und ein Pflegestudium aufnehmen wollte, waren nicht verheiratet und trennten sich, als Savannah etwas über ein Jahr alt war. Dabei einigten sie sich auf das geteilte Sorgerecht. Savannahs Vater litt an mehreren Verletzungen und psychischen Belastungen aus seinen Einsätzen (unter anderem auf Haiti) und hatte daher Angst, dass er seine kleine Tochter unter Umständen verletzen könnte, wenn sie ganz bei ihm geblieben wäre. Trotz Angeboten und Möglichkeiten, in Colorado zu bleiben, zogen die junge Mutter und das kleine Mädchen nach Arizona, zwei Bundesstaaten weiter, wo Teile der Familie der Mutter lebten. Obwohl Savannahs Vater regelmäßig finanzielle Unterstützung leistete, war die finanzielle Situation nicht rosig. Die Mutter nahm Gelegenheitsjobs an und begann als Stripperin in einem Club zu arbeiten.
Savannah entwickelte sich zunächst gut, sie begann früh zu laufen und liebte „Dora the Explorer“. Die Familie väterlicherseits hielt den Kontakt so gut es ging, die Gelegenheiten eines Treffens waren jedoch aufgrund der Entfernung und der damit verbundenen Kosten spärlich. Über Ostern 2012 war das Mädchen bei Vater und Onkel in Colorado, gesund und munter. Sicher hätte ihr Vater niemals geglaubt, dass dies das letzte Mal sein würde, an dem er seine kleine Tochter lebend sehen würde. Kurz zuvor hatte ihre Mutter sie bei einem Babysitter-/Tagespflege-Service angemeldet, wo sie zunächst normal tageweise war. Savannah hatte Probleme bei der Eingewöhnung. Aber immer, wenn die Familie bei Telefonaten nachfragte, hieß es, Savannah gehe es gut und alles sei in Ordnung.
Ganz genau wird sich niemals rekonstruieren lassen, was im Juni bzw. Juli 2012 geschehen ist. Rückwirkend lässt sich nur feststellen, dass Savannahs Mutter das Interesse an ihrer Tochter gänzlich zu verlieren schien. Ob es an der Doppelbelastung aus Studium und Job lag, ob sie einen neuen Partner fand, sicher ist jedoch: Savannah kam im Leben ihrer Mutter nur noch an letzter Stelle.
Der Monat Juli 2012 markierte den Anfang vom Ende. Über „Craigslist“, eine Art zentrales Online-Netzwerk mit Anzeigenseiten für alle möglichen Bedürfnisse (Jobs, Wohnungen, Handwerker, Service, Foren und so weiter), fand Savannahs Mutter eine Tagespflege-Einrichtung, die nicht zertifiziert war und einen 24h-Service anbot. Hier wurde das kleine Mädchen von seiner Mutter förmlich abgeladen. Sie ließ sie dort zunächst tagelang, dann wochenlang und kam nur zwischendurch vorbei, um sie entweder einmal über Nacht mitzunehmen oder die Gebühr zu bezahlen. Diese bezahlte sie jedoch nur unregelmäßig, sodass sich die Rechnung irgendwann auf 1200 Dollar belief. Das Ehepaar, das den Service betrieb, hatte neben zwei eigenen Kindern noch zwei weitere Kinder in Pflege. Der Herr des Hauses gab später zu Protokoll, dass er die kleine Savannah bei vermeintlichem Fehlverhalten bisweilen exzessiv maßregelte. Zu den Erziehungsmaßnahmen zählten schlagen, pieksen, schnicken, treten, das Kind roh anfassen. Er zwang sie, sich aufs Sofa zu legen, sich dann auf ihre Beine zu setzen und warf mit Gegenständen nach ihr . Er setzte sie in den Hochstuhl und traktierte sie, bis dieser einmal umfiel, weil Savannah sich daraus befreien wollte. Offensichtlich zählte dazu auch, das Mädchen mit Zigaretten zu verbrennen und sie unter Drogen zu setzen . Später wurde eine enorme Dosis Metamphetamine und Beruhigungsmittel in ihrem Blut gefunden. Ebenso ließ man das kleine Mädchen aushungern und gab ihr nicht ausreichend zu trinken. Im Autopsie-Bericht war zu lesen: „Für ihr Alter und ihre Statur untergewichtig“ . Schlafen musste Savannah in einer Art Verschlag aus Laufstallgittern, der mit Kissen ausgelegt war und auf den oben noch Platten gelegt waren, damit sie nicht herauskam. Zudem wurde sie von dem Mann sexuell missbraucht. Das kleine, fröhliche Mädchen wurde verhaltensauffällig. Sie begann, sich selbst zu verletzen, riss sich die Haare aus, zerrte an ihren Ohren, bis diese bluteten. Eine Augenverletzung ungeklärter Ursache schädigte ihre Hornhaut so schwer, dass dieses Auge bereits Erblindungserscheinungen zeigte. Ihre Mutter holte sie das letzte Mal am 22. November 2012 zu Thanksgiving ab. Dabei fiel ihr zwar auf, dass Savannah viele Hämatome hatte und dass eines ihrer Augen milchig war, doch sie sah darin keine Veranlassung, ihr Kind zu einem Arzt zu bringen.
Am 10. Dezember 2012 lag Savannah im Wohnzimmer auf dem Fußboden vor dem Fernseher. Der Tagespflegevater gab später an, er habe über sie steigen wollen, sei jedoch gestolpert und sei ihr daraufhin mit seinem vollen Gewicht, ungefähr 110 Kilo, auf den Bauch getreten. Savannah rollte sich sofort zusammen, die Arme um ihre Knie geschlungen und verblieb den ganzen Abend in dieser Position, bis der Mann sie aufhob und in ihren Verschlag trug. Die ganze Nacht über hörten er und seine Frau, die viele Misshandlungen miterlebte, aber nichts dagegen unternahm, das Stöhnen des kleinen Mädchens, doch ein Notarzt wurde von ihnen nicht verständigt. Am nächsten Morgen übergab sich Savannah in der Dusche und war danach nicht mehr ansprechbar. Anschließend hörte sie auf zu atmen. Erst da wurde der Notruf gewählt. Die eintreffenden Helfer brachten die Kleine ins Krankenhaus, wo nur noch ihr Tod festgestellt werden konnte. Savannah starb am 11. Dezember 2012 nur 19 Tage vor ihrem dritten Geburtstag.
Danach:
Savannah war am ganzen Körper übersät mit Hämatomen, hatte Bisswunden, Prellungen, Abschürfungen, kahle Stellen am Kopf, Verbrennungen von Zigaretten. Als Todesursache wurden multiple Traumata, Dehydrierung und eine akute Überdosierung von Metamphetamin und Diphenhydramin festgestellt. Bei genauerer Betrachtung starb das kleine Mädchen jedoch durch das Desinteresse und Schweigen ihrer Mutter sowie der Babysitterin. Sie starb durch das Schweigen der Nachbarn. Diese gaben zwar später an, Schreie und Weinen aus dem Haus gehört zu haben, haben jedoch nie die Polizei verständigt. Kaum jemand wusste, dass Savannah wochenlang bei einem „Daycare-Service“ verbrachte. Ihr Vater fuhr 15 Stunden von Colorado noch Arizona, um den kleinen Leichnam abzuholen und seine kleine Tochter in der Nähe ihres Geburtsortes bestatten zu lassen. Da das kleine Mädchen jedoch kaum wiederzuerkennen war, gab es keinen offenen Sarg. Zu einem privaten Termin, den der Vater noch in Arizona organisierte, um den dort lebenden Verwandten die Gelegenheit zu geben, sich von ihr zu verabschieden, erschien niemand. Selbst im Tod wurde Savannah von ihrer Mutter einfach beiseite geschoben.
Verhandlung:
Der Tagespflegevater und seine Frau wurden zunächst verhaftet, kamen jedoch im September 2013 frei, da der Autopsiebericht von Savannah nicht fertig war. Dieser wurde im Dezember 2013 veröffentlicht, was zur erneuten Verhaftung des Mannes führte, da nun zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, dass er Savannah missbraucht und misshandelt hatte. Angeklagt wurde er wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Das Verfahren wurde für den 27. Mai 2014 angesetzt. Seine Frau wurde bislang nicht wieder belangt. Auch gegen Savannahs Mutter wurde bis heute keine Anklage erhoben.