Das ist die Geschichte der dreieinhalb jährigen Pervin. Sie starb am 16. Oktober 2002 an Unterernährung. Ihr Leichnam wurde nie gefunden.
Pervin lebte mit ihren Eltern und ihrer Schwester in einer Wohnung in Düsseltal. Beide Kinder waren „Unfälle“. Pervin kam zudem als Frühchen zur Welt und musste einige Zeit im Brutkasten, weit weg von ihrer Mutter, im Krankenhaus verbringen. Geliebt habe sie Pervin zwar nie wirklich, ließ sie später durch ihre Anwältin verlesen, aber wollte sie ihrer kleinen Tochter auch nichts böses antun. Zu Pervins Schwester hingegen hatte die Mutter ein enges Verhältnis und hätte wohl am liebsten mit dieser alleine gelebt. Pervin war dagegen der Liebling ihres Vaters und sah ihm auch sehr ähnlich.
Auch die Schwiegereltern kümmerten sich häufig um Pervin, doch das gefiel ihrer Mutter nicht, denn sie war der Meinung, Pervin würde dort verwöhnt werden. Im Nachhinein sagte Pervins Mutter, hätte sie den Schwiegereltern Pervin überlassen sollen.
Pervins Mutter kam mit ihrer kleinen Tochter nicht gut zurecht. Große Probleme gab es beim Essen. Pervin aß und trank monatelang sehr schlecht. Ihre Mutter sagte, manchmal hätte Pervin nur ein Reiskorn oder eine Nudel gegessen. Die gelernte Krankenschwester, die inzwischen allerdings als Internet-Stripperin ihr Geld verdiente, hätte den immer bedenklicher werdenden Zustand ihrer Tochter wahrnehmen müssen. Ärztliche Hilfe verweigerte sie aber ihrer Tochter. Angeblich, weil sie nicht krankenversichert gewesen sei.
Am 16. Oktober 2002, dem Todestag von Pervin, habe die Mutter noch Mittag gekocht, Pervin hätte hiervon aber kaum etwas zu sich genommen. Ihre Mutter versuchte noch ihr Traubenzucker einzuflößen. Dabei fiel ihr auf, dass Pervin unregelmäßig atmete und sie wusste, das Pervin bald sterben würde. Einen Arzt rief sie nicht. Stattdessen verließ sie das Zimmer, in welchem Pervin noch vier Stunden um ihr Leben kämpfte, bis sie schließlich starb.
Nach dem Tod von Pervin steckte ihre Mutter sie in eine Plastikbox und verstaute diese unter dem Bett. Mindestens drei Tage lang lag nun Pervins Leichnam in dieser Box, bis ihre Mutter ein großes Küchenmesser holte und ihrer kleinen Tochter den Kopf abtrennte. Diesen Vorgang beschrieb sie einer vernehmenden Beamtin gegenüber als sehr schwierig.
Nachdem sie Pervins Kopf vom Körper abgetrennt hatte, überlegte sie, ob sie den Körper nicht auch in Einzelteilen irgendwie los werden könnte, packte dann aber den Leichnam in Plastiktüten ein und legte diesen in eine kleinere Plastikbox, welche sie auf dem Balkon deponierte.
Dort auf dem Balkon, in der Plastikbox, lag Pervins kleiner Körper zwei Jahre lang unentdeckt. Ihr Vater fragte täglich nach Pervin, doch Pervins Mutter tischte ihm immer wieder neue Ausreden auf. Im November 2003 trennten sich Pervins Eltern und Pervins Mutter drohte ihm sogar mit Kindesentzug. Pervins Vater schöpfte dennoch keinen Verdacht, obwohl er jahrelang sein Kind nicht mehr gesehen hatte. Ebenso die Nachbarn nicht, welchen der unangenehme Geruch vom Balkon auffiel und Pervins Mutter darauf ansprachen. Auch die Schwiegereltern, die sich regelmäßig um Pervin gekümmert hatten, wurden über das plötzliche Verschwinden ihrer Enkelin nicht misstrauisch.
Erst im Januar 2005, als wegen Mietschulden die Zwangsräumung drohte, gestand sie Pervins Vater die Tat. Pervins Vater vertraute sich daraufhin einem Arzt an, dieser verständigte sodann die Polizei. Allerdings wurde Pervins Leiche bis heute nicht gefunden. Wahrscheinlich war die Plastikbox mit ihren Körperteilen bei der Zwangsräumung in den Müll gekommen. Ermittler durchsuchten noch die Müllverbrennungsanlage, konnten aber den Müll aus der Wohnung nicht mehr auffinden.
Psychologen fanden heraus, dass nach dem Tod von Pervin keine nennenswerten psychologischen Probleme bei ihrer Mutter aufgetreten seien. Pervins Mutter selbst vermied die Plastikbox auf dem Balkon, denn für sie hatte dieser Körper nichts mehr mit ihrer kleinen Tochter zu tun, diese lebte nur noch in ihren Gedanken.
Gerichtsurteil:
Pervins Mutter wurde im März 2006 wegen Totschlags zu sieben Jahren Haft verurteilt. Sie nahm das Urteil ohne Regung auf.