Nico

Dies ist die Geschichte von Nico aus Berlin-Friedrichshain. Der Zehnjährige wurde von seinem Stiefvater am 02. Mai 2014 erdrosselt.

Über Nicos Leben haben die Medien nichts berichtet. Lediglich sein Tod und vor allem sein Mörder waren von medialem Interesse. Doch auch mit diesen wenigen Informationen können und möchten wir Nico gedenken und ihm einen Platz zwischen uns geben.

Nico lebte seit seiner frühesten Kindheit mit seiner alleinerziehenden Mutter in einem 16-stöckigen Wohnhaus in Berlin. Er war das einzige Kind, seine Mutter seit jeher arbeitslos. Nachbarn mutmaßten, dass sie nicht arbeiten ging, da Nico sehr viel Aufmerksamkeit brauchte.

Ende Februar 2014 wurde der spätere Partner der Mutter vorzeitig aus der Haft entlassen. Diese verbüßte er, nachdem er einige Jahre zuvor das Haus seiner Ex-Freundin antzündete, um sich an ihr für die Trennung zu rächen. Darauf folgten drei Jahre offener Vollzug. Auf Grundlage einer guten Sozialprognose und beispielhafter Führung wurde ihm die restliche Haftzeit erlassen. Anschließend zog er für kurze Zeit zu einem Freund. Wann er Nicos Mutter kennenlernte ist nicht genau bekannt. Sie waren jedoch noch nicht lange ein Paar, als er zu ihnen zog.

Fortan hörten Nachbarn häufig Streit aus der Wohnung. Mehr konnten sie zu der Familie nicht berichten. Kaum jemand kannte sie.

Am 05. Mai 2014 traf dann die Großmutter Nicos an der Wohnung ein. Sie hatte mehrere Tage nichts von ihrer Tochter und ihrem Enkel gehört und war besorgt. In etwa zeitgleich – jedoch ohne dass sich beide begegneten – stieg der Stiefvater in die oberste Etage des Hauses und stürzte sich hier aus einem geöffneten Fenster auf den Gehweg.

Die eintreffende Polizei brach sodann die Wohnung auf und fand Mutter und Sohn tot auf. Die Obduktion ergab, dass Nico am 02. Mai 2014 erdrosselt wurde. Die Mutter wurde zur selben Zeit gewürgt und anschließend mit einem Hammer erschlagen.

Der Täter verbrachte drei Tage in der Wohnung mit den beiden Leichen und verfasste in dieser Zeit einen Abschiedsbrief, sodass die Tat als erweiterter Suizid gewertet wird.