Marcus

Das ist die Geschichte von Marcus aus Rosenheim. Er musste am 30. August 2010 im Alter von drei Jahren sterben. Marcus wurde von seinem Vater getötet.

Marcus lebte mit seiner 37- jährigen Mutter in Rosenheim, einer mit ca. 60.000 Einwohner zählenden oberbayrischen Stadt. Sie bewohnten dort ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus. Die Mutter von Marcus war bereits in zweiter Ehe verheiratet. Aus ihrer ersten Ehe brachte sie eine Tochter und einen Sohn mit. Von ihrem zweiten Ehemann, einen 48-jährigen Deutschen rumänischer Abstammung, stammte der kleine Marcus.

Für den Vater von Marcus war dies auch die zweite Ehe. Aus erster Ehe hatte er zwei Kinder hervorgebracht, die aber mit seiner Ex-Frau ebenfalls in Rosenheim lebten. Vor vielen Jahren schon hatte sich das Paar getrennt.

Marcus Vater war kein unbeschriebenes Blatt. Wegen versuchten Totschlags saß er bis Anfang 2010 eine mehrjährige Haftstrafe ab. Sein Umfeld hatte nichts Gutes über ihn zu berichten. So hieß es unter anderem, dass er jähzornig war, immer auf Konfrontation aus, ein „Haustyrann“ und dem Alkohol sehr zugeneigt.

Letztendlich war es wohl die Haftstrafe, die Marcus Mutter dazu veranlasste, sich von ihrem Ehemann zu trennen. Die Zeit der Inhaftierung nutzte sie, um sich von ihm scheiden zu lassen.

Diese Trennung wollte der Vater wohl nicht akzeptieren. Nach seiner Haftentlassung habe er die Mutter von Marcus wohl immer wieder aufgesucht und auch von Gewalt ist die Rede gewesen.

Am 30. August 2010, einem Montagnachmittag, wurde die Polizei durch einen Anruf auf „verdächtige Vorkommnisse“ im Keller des Mehrfamilienhauses aufmerksam gemacht.

Nachdem die Polizeibeamten eingetroffen waren, bot sich ihnen ein Bild von grausamer Brutalität.
Sie fanden die aufgehängte Leiche des kleinen Marcus, was einer Hinrichtung gleichkam. Neben ihm lag die Leiche seiner Mutter, erschlagen. Die Polizeibeamten vor Ort waren erschüttert beim Anblick der getöteten Mutter und des kleinen Jungen.

Vom Vater jedoch fehlte jede Spur. Er war verschwunden. Nicht auffindbar.
Eine Sonderkommission der Kripo suchte ihn. Am 01.09.2010 wurde dann auch international nach ihm gefahndet.

Währenddessen lebte seine Ex-Frau aus erster Ehe in Angst um sich und ihre beiden Töchter. Sie gab an, dass ihr Ex-Mann sich stets in ihrer Straße, in der sie lebten herumgeschlichten hatte und sie beobachtet hätte. Nun befürchtete sie, dass er auch zur ihr kommen und ihr und ihren Kindern etwas antun würde.

Sie sagte:

„Ich weiß, wozu er fähig ist, er hat schon einmal versucht, mir mit einer Flasche den Schädel zu zertrümmern. Der ist krank.“ Quelle: Bild, 08.09.2010

Am Tattag hatte er auch seine jüngste Tochter per SMS kontaktiert und sie gebeten, allein zu ihm zu kommen. In der Wohnung ihres Vaters wartete das Mädchen dann tatsächlich allein auf ihn, als sie aus dem Fenster die Polizeiautos sah. Kurz zuvor wurden Marcus und seine Mutter getötet. Das wusste das Mädchen natürlich nicht, lief aber dennoch aufgrund der vielen Polizeiwagen aus der Wohnung.

Die Ex-Frau beschloss, sich und ihre Töchter in Sicherheit zu bringen, sich zu verstecken. So lange, bis ihr EX-Mann und Vater ihrer Töchter gefunden werden würde.

Auch alle anderen Bewohner der Ortschaft lebten in Angst, vor allem diejenigen, die in dem Mehrfamilienhaus lebten, in dem Marcus und seine Mutter gestorben waren. Alle befürchteten, der Vater würde zurückkehren.

Drei Wochen später, am 21.09.2010 wurde der Vater gefunden. In einem Holzschuppen, der sich hinter einem Mehrfamilienhaus ebenfalls in Rosenheim befand, entdeckte ein Hausmeister die Leiche von Marcus´ Vater. Er hatte sich erhängt.