Marcel

Dies ist die Geschichte von Marcel aus Herbolzheim (Baden-Württemberg). Er starb am 08. November 2011 im Alter von fünf Jahren an einem Verbrennungsschock in Verbindung mit einer Unterkühlung. Ursache war ein Unfall am Lagerfeuer, das sein Vater mit ihm entfachen wollte. Statt einen Notarzt zu rufen, ließ er seinen Sohn allein in der kalten Novembernacht zum Sterben zurück.

Marcel lebte mit seinen Eltern in Herbolzheim. Eine unbeschwerte Kindheit durfte er nicht genießen. Der 41-jährige Vater war psychisch angeschlagen und die Mutter war aufgrund einer schweren Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen.

Mehrmals musste die Polizei die Wohnung aufsuchen, da Randale in der Wohnung gemeldet wurden. Dem Jugendamt lagen ebenfalls Meldungen vor. Nachbarn berichteten, dass Marcel misshandelt werden würde. Dies wurde auch in einem Schreiben über Mietstreitigkeiten erwähnt.

Am 08. November 2011 verließ der Vater mit Marcel die Wohnung. Sie hatten am Abend die Großmutter besucht und waren anschließend in die Weinberge gefahren. Zusammen mit seinem Sohn wollte der Vater ein Lagerfeuer machen. Dabei kam es jedoch zu einem tragischen Unfall. Durch die Hitze des Feuers war höchstwahrscheinlich eine Spraydose zerplatzt, was zu einer Verpuffung führte. Die Kleidung von Marcel fing sofort Feuer. Er erlitt schwere Brandverletzungen und durch den Flüssigkeitsverlust einen Verbrennungsschock. Marcel hätte dringend ärztlich versorgt werden müssen. Doch statt Hilfe zu holen, ließ der Vater seinen Sohn allein in den Weinbergen liegen. In der kalten Novembernacht hatte der 5-Jährige keine Chance. Marcel starb zwischen 20.00 und 24.00 Uhr aufgrund des Verbrennungsschocks und der Unterkühlung.

Nachdem der Vater seinen Sohn zum Sterben zurückgelassen hatte, lief er völlig verwirrt und ziellos durch die Nacht. Die Mutter meldete ihren Mann und Sohn nicht als vermisst, da sie schon mehrmals zusammen bei der Großmutter übernachtet hatten, während sie Zuhause blieb. So ging sie auch in dieser Nacht davon aus, dass die beiden dort schliefen.

Erst als Marcel am nächsten Morgen von den Erziehern im Kindergarten vermisst wurde und diese bei der Mutter nach seinem Verbleib fragten, schaltete sie die Polizei ein.

Der Vater suchte in den frühen Morgenstunden Unterschlupf in einer Gaststätte. Die Inhaberin bemerkte sofort, dass mit dem Mann etwas nicht in Ordnung war und verständigte die Polizei. Mit Gedächtnisverlust und in einem gesundheitlichen Ausnahmezustand wurde er in Gewahrsam genommen und ärztlich versorgt.

Marcel wurde währenddessen von mehr als 100 Einsatzkräften gesucht. Ausgangspunkt war das Auto des Vaters, welches er in den Weinbergen zurückgelassen hatte. Er konnte sich zumindest noch daran erinnern, dass er sich abends in den Weinbergen aufhielt, sodass die Polizei die Suche nach dem Jungen dort beginnen konnte. Um 16.30 Uhr erfolgte dann die traurige Gewissheit. Ein Suchhund entdeckte die Leiche von Marcel. Die angeordnete Obduktion sollte die genaue Todesursache klären.

Im Kindergarten wurde für Marcel eine Gedenktafel mit seinem Foto aufgestellt und die Kinder bastelten für ihn kleine Geschenke. In Facebook wurde eine Gedenkseite erstellt.

Über die Beerdigung von Marcel liegen uns leider keine Informationen vor.

Gerichtsurteil:
Der Vater wurde mit Gedächtnisverlust von der Polizei festgenommen. Er konnte sich nicht erinnern, was in der Nacht passiert war. Da er jedoch die Person war, die zuletzt mit Marcel gesehen wurde, richteten sich die Ermittlungen gegen ihn. Es war zunächst unklar, ob Marcel gewaltsam zu Tode kam, erfroren war oder die Brandverletzungen den Tod herbeiführten. Aufgrund der Obduktionsergebnisse und der Spurensicherung an der von den Ermittlern gefundenen Feuerstelle, konnte der Vorfall jedoch schnell rekonstruiert werden.

Der Vater wurde nach seiner Festnahme in eine Psychiatrie gebracht. Gegen ihn wurde ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen. Über den Ausgang des Verfahrens liegen uns keine Informationen vor.