Dies ist die Geschichte von Lilly aus Linz in Österreich. Das achtzehn Monate alte Mädchen wurde im April 2015 durch den Sog eines einfahrenden Güterzuges erfasst und getötet.
Lilly war mit ihren eineinhalb Jahren, neben ihren drei älteren Geschwistern (neun, zehn und elf Jahre), ein Nachzügler und das Nesthäkchen der Familie. Die Eltern, der 33-jährige Vater, ein aus Liverpool stammender Landschaftsgärtner und die Mutter, eine 33-jährige Österreicherin, lebten mit ihren Kindern in Oberösterreich.
Am Morgen des 08. April 2015 war die Mutter mit Lilly auf dem Weg nach Linz in die Stadt. Nach Aussage des Vaters wollte sie dort Unterlagen zum Finanzamt bringen. Die 33-jährige beschloss mit dem Zug zu fahren. Gegen 10.00 Uhr stellte sie den Buggy mit ihrer achtzehn Monate alten Tochter unbeaufsichtigt auf einen Mittel-Bahnsteig des Bahnhofs Ebelsberg ab. Sie ließ ihre kleine Tochter alleine, um im Untergeschoss des Bahnhofs eine Fahrkarte zu kaufen. Währenddessen spielte sich oben am Gleis die Tragödie ab. Der Buggy, samt dem Kleinkind, kam ins Rollen, stürzte ins Gleisbett und wurde von einem durchfahrenden Güterzug überrollt. Lilly war sofort tot. Ein Zeuge sah das Unglück kommen, war aber zu weit weg, um eingreifen zu können.
Kurz nach diesem Unglück kam die Mutter zurück. Noch auf der Treppe, die hinauf zum Gleis führte, lief ihr ein Mann entgegen und teilte ihr mit, dass „etwas passiert sei“. Lillys Mutter wurde vor Ort von einem Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreut.
Auf den Aufzeichnungen der Überwachungskameras war die Tragödie nicht klar erkennbar. Die Polizei schätzte den Hergang so ein, dass der Kinderwagen durch den Sog, den der durchfahrende Güterzug auslöste, erfasst und auf die Gleise gerissen wurde.
Lillys Tod warf viele Fragen, aber auch Verdächtigungen im Hinblick auf die Mutter auf.
Warum ließ die Mutter ihre kleine Tochter unbeaufsichtigt am Bahnsteig stehen und entfernte sich außer Sichtweite?
Waren die Bremsen des Kinderwagens aktiviert oder deaktiviert?
Ist der Güterzug Schuld an dem Unglück, weil dieser zu schnell gefahren war?
So löste das Unglück auch Kritik an der Sicherheit im öffentlichen Verkehr aus. Eine Überprüfung der Sicherheit aller hundert Bahnhöfe in Oberösterreich wurde angekündigt.
Gerichtsurteil
Die Staatsanwaltschaft richtete ihre Ermittlungen gegen die 33-jährige Mutter . Der Ehemann, der Vater von Lilly, verteidigte diese gegen die schwere Verdächtigung, sie habe die Bremsen am Buggy nicht festgestellt. In seiner Stellungnahme beteuerte er ihre Unschuld.
Seine Frau sei sich hundertprozentig sicher, dass sie die Bremsen am Kinderwagen aktiviert habe. Aufgrund von Zeugenaussagen und einem eingeholten Gutachten, gingen die Staatsanwaltschaft und die Polizei allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Bremsen am Buggy nicht angezogen wurden.
Der Lokführer indes, sei sogar langsamer gefahren, als er eigentlich hätte fahren dürfen.
Lillys Mutter wurde wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Allerdings wurde ein sogenanntes Mandatsverfahren beantragt. Hierbei findet kein Prozess statt, sondern das Gericht entscheidet ausschließlich nach Aktenlage.
Über ein ausgesprochenes Urteil ist uns leider nichts bekannt. Sollten wir hier noch Informationen erhalten, werden wir diese Lillys Schicksal hinzufügen.