Das ist die Geschichte der dreijährigen Leni aus Köln. Die Geschichte von Leni beruht rein auf Indizien. Lenis Vater, der seine Tochter im Oktober 2007 so heftig misshandelte bis sie starb, hält bis heute an seiner Geschichte fest, dass der Tod seiner Tochter ein Unfall gewesen sei. Er gestand nur, dass er den Leichnam der kleinen Leni in einem Waldstück vergraben habe.
Lenis Vater stammte aus Ghana. Er wuchs in einem kleinen Dorf mit elf Geschwistern auf und musste schon in früher Kindheit auf dem Feld arbeiten und im Haus helfen, da seine Mutter erblindet war. Sein Vater schlug ihn regelmäßig und schnitt ihm sogar mit einem Messer durchs Gesicht, sodass die Narben für immer sichtbar bleiben sollten.
Lenis Vater erklärte vor Gericht, dass es in seiner Heimat üblich wäre, dass Kinder, ob im Elternhaus oder der Schule, geschlagen werden. Die Schläge sollten weh tun, damit auch die Botschaft ankäme!
Dennoch war Lenis Vater der einzige aus der Familie, der eine Schule besuchen durfte. Aufgrund seiner Begabung erhiellt er sogar ein Stipendium nach dem anderen und erreichte einen Universitätsabschluss in Ingenieurswissenschaften. Nach dem Abschluss reiste er nach Deutschland, um dort weiter studieren zu können. Dort lernte er auf einer Veranstaltung Lenis Mutter kennen, die sich gerade in einer Ausbildung zur Krankenschwester befand. Vier Monate später erwartetn beide ihr erstes Kind, Leni. Lenis Mutter wurde christlich erzogen und eine Abtreibung kam für sie nicht in Frage. Auf ihr Drängen hin heiratetn beide auch kurz nach der Geburt von Leni. Mit der Heirat wurden die Gegensätze, die unterschiedlichen Erfahrungen in der Kindheit und die Sitten und Gebräuche aufgrund der verschiedenen Heimatländer von Lenis Eltern deutlich. Lenis Vater wollte seiner Tochter die gleiche Erziehung zukommen lassen, wie er sie erfahren hatte. Lenis Mutter war damit nicht einverstanden und suchte Rat und Hilfe bei ihren Eltern.
Die Schwiegereltern versuchten ihrem Schwiegersohn ins Gewissen zu reden, denn auch sie waren entsetzt über seine Erziehungsmethoden. Sie legten ihm ein Anti-Aggressionstraining nahe und die Schwiegermutter verstand nicht, dass gerade er doch wissen müsse, dass man ein Kind nicht schlägt.
Doch die Worte erreichten Lenis Vater nicht, so stark hatten sich die Erziehungsmethoden aus seinem Heimatland bei ihm eingebrannt. Seine Gewalt und Aggression richtete sich nicht nur gegen seine kleine Tochter, auch Lenis Mutter wurde geschlagen und misshandelt. Einige Zeit schaffte sie es, sich von ihm zu trennen und suchte Hilfe und Zuflucht in einem Frauenhaus. Die Liebe jedoch trieb sie zurück.
Im Oktober 2007 ging Lenis Mutter zur Arbeit. Ihre Tochter blieb mit ihrem Vater in der gemeinsamen Wohnung zurück. Lenis Vater wollte an diesem Morgen in Ruhe seine Gospelmesse im Fernsehen schauen und schickte Leni zum Spielen in ihr Zimmer. Leni nässte sich allerdings ein, wobei sie doch nach Überzeugung ihres Vaters, längst trocken sein sollte. Darüber war er sehr verärgert. Nun konnte er nicht weiter ungestört seine Gospelmesse verfolgen, sondern musste die kleine Leni sauber machen. Er ging mit ihr ins Badezimmer und stellte die sich wehrende Leni in die Badewanne. Als Leni immer noch heftig zappelte und sich weigerte zu gehorchen, maßregelte er seine kleine Tochter mit Schlägen und Tritten. Leni überlebte diesmal die Erziehungsmethoden nicht und verstarb kurze Zeit später. Lenis Leichnam legte ihr Vater in einen Koffer und vergrub diesen in einem Waldstück bei Merkenich.
Der Mutter erzählte der Vater, er habe Leni einem Bekannten mitgegeben, der sie nach Ghana zu den Großeltern bringen würde. Anscheinend nahm Lenis Mutter dies so hin. Im April 2008, fast sieben Monate später, plante Lenis Mutter aber dann doch selbst nach Afrika zu reisen, sie wollte ihre kleine Tochter wieder sehen und zurück nach Deutschland holen. Daraufhin erzählte Lenis Vater, dass Leni in Ghana an Malaria gestorben sei und zeigte ihr sogar eine Sterbeurkunde. Diese war allerdings gefälscht. Lenis Mutter zeigte ihn sodann wegen Kindesentziehung an. Im November 2008 kam dann eine weitere gemeinsame Tochter der beiden zur Welt.
Im anschließenden Prozess sagte Lenis Vater, der Tod seiner Tochter sei ein Unfall gewesen, er habe Leni nur waschen wollen. Dabei ist Leni aber mit dem Kopf gegen die Armaturen der Badewanne gefallen und gestorben. Mehrere medizinische Sachverständige hielten aber diesen Tathergang für ausgeschlossen, vielmehr würden die Indizien dafür sprechen, dass Leni an den Folgen der Schläge und Tritte verstorben sei. Zudem wurde die Aussage eines Nachbarn hinzugezogen, der die kleine Leni im Oktober „entsetzlich schreien“ hörte. Auch Lenis Mutter berichtete, dass ihr Mann an diesem Tag mit einem leeren Koffer heimgekehrt sei. Auch arbeitete Lenis Vater ganz in der Nähe des Waldstückes, in dem er seine kleine Tochter vergraben hatte. Die Ermittler fanden in dem Waldstück Werkzeuge und eine Spitzhacke aus einem Baumarkt, in dem Lenis Vater Stammkunde war.
Da Lenis Leichnam trotz intensiver Suche nicht mehr aufgefunden werden konnte, konnte ihrem Vater die Tat jedoch nicht eindeutig bewiesen werden. Das Erdreich des Waldstücks, in welchem Leni von ihrem Vater abgelegt und vergraben worden war, wurde nämlich kurze Zeit später wegen dem Bau einer Fernwärmeleitung komplett abgetragen und somit war Lenis Leiche für immer verschwunden.
Gerichtsurteil:
Im Februar 2010 wurde Lenis Vater wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu drei Jahren Haft verurteilt.
Es gebe „keine überzeugenden Anhaltspunkte dafür, dass der Angeklagte seine Tochter habe töten wollen“, verneinte der Vorsitzende Richter die Annahme eines Totschlags: „Dazu fehlt es am Vorsatz.“ Auch lasse sich das von der Anklage gezeichnete Bild eines „gewalttätigen, brutalen Vaters“ nicht aufrechterhalten, hieß es weiter im Urteil. …der Vater… habe Leni stets „aus erzieherischen Gründen geschlagen. Es sollte weh tun, aber er wollte Leni nicht verletzen“. In diesem Zusammenhang sei strafmildernd der „kulturelle Hintergrund“ des Schwarzafrikaners zu betrachten. Auch hätten sämtliche Zeugen wie Ärzte, Kindergärtnerinnen und Betreuerinnen „zu keinem Zeitpunkt blaue Flecke, Verletzungen oder Prellungen“ bei Leni festgestellt. Und im Übrigen habe die Beweisaufnahme auch ergeben, dass …der Vater… durchaus gegenüber seiner Tochter „ein fürsorgliches Verhalten an den Tag gelegt habe“. Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 19.02.2010
Im Juni 2011 wurde der Fall der kleinen Leni erneut vor Gericht verhandelt. Die Staatsanwaltschaft hatte Revision beim BGH in Karlsruhe aufgrund des zu geringen Strafmaßes eingelegt. Der BGH gab der Revision aufgrund von Rechtsfehlern im Prozess statt. Laut BGH wurde im ersten Prozess das Verhalten von Lenis Vater nach der Tat bei der Bemessung des Strafmaßes nicht berücksichtigt.
Über den Ausgang des Revisionsprozesses sind keine Informationen auffindbar.