Laila-Mini

Das ist die Geschichte von Laila-Mini. Das Leben des kleinen Mädchens aus Frankfurt (Oder)/Guben endete 94 Tage nach ihrer Geburt am 04. November 2003. Laila-Mini verstarb an den Folgen schwerer, innerer Kopfverletzungen.

Zwei Jahre vor Laila-Minis Geburt lernen sich ihre Eltern kennen. An einem Sonntag kam Laila-Mini zur Welt. Ihre Mutter konnte allerdings keine Bindung zu ihrer kleinen Tochter aufbauen. Aus diesem Grund kümmerte sich hauptsächlich der Vater um Laila-Mini. Mit seiner Vaterrolle und der Versorgung des Säuglings war er jedoch zunehmend überfordert, besonders im Hinblick auf seine Drogenprobleme. Regelmäßig versorgte er sich mit Haschisch, Ecstasy und Amphetaminen. Der Polizei war er daher unlängst bekannt.

Laila-Mini wuchs also in einer Risikofamilie auf. Die Hebamme, die sich um die Mutter und das kleine Mädchen kümmerte, hatte ein ungutes Gefühl, weil sie bemerkte, dass die Mutter keine Beziehung aufbauen konnte. Leider ignorierte sie dieses Gefühl. Als schließlich das Jugendamt durch einen anonymen Hinweis auf die Familie aufmerksam wurde, stattete dieses der Familie einen Hausbesuch ab. Bis in die Wohnung gelangten sie jedoch nicht, bereits im Flur wurden sie abgewimmelt.

Am Abend des 22. Oktober 2003 hatte der Vater vier halbe Liter Bier getrunken, ein Gramm Haschisch geraucht und dreieinhalb Tabletten Antidepressiva eingenommen. Anschließend legte er sich schlafen.

Gegen 23 Uhr fing Laila-Mini an zu schreien. Sie hörte nicht mehr auf. Ihr Vater wachte auf, nahm seine Tochter aus dem Bett und fing an, sie zu schütteln. Er wollte, dass sie aufhörte zu schreien. Irgendwann war sie schließlich ruhig. Anschließend tröstete er Laila-Mini, gab ihr noch ein Fläschchen, wechselte ihr die Windel und legte sie wieder zurück in ihr Bettchen.

Am nächsten Tag, es war gegen 11 Uhr, wachten Laila-Minis Eltern auf und bemerkten, dass ihre Tochter seltsam atmete.

Daraufhin brachten sie das Mädchen ins Krankenhaus. Die behandelnden Ärzte erkannten sofort den lebensbedrohlichen Zustand des kleinen Mädchens und überwiesen sie auf die Kinder-Intensiv-Station nach Cottbus. Nach erfolgreicher Reanimation kämpften die Ärzte noch mehr als eine Woche lang um das Leben von Laila-Mini. Leider waren die Verletzungen zu schwer, der kleine Körper zu schwach. Die Ärzte verloren den Kampf um das Leben von Laila-Mini.

Bei der Obduktion zeigte sich, dass Laila-Mini bereits zwei Wochen vor ihrem Tod schon einmal geschüttelt worden war. Weiterhin erkannte die Rechtsmedizinerin auf Röntgenaufnahmen, die vor ihrem Tod gemacht worden waren, Verletzungen an Oberschenkel und Schienbeinen. Diese Verletzungen würden auf kräftiges und schmerzhaftes Zupacken zurückzuführen sein. Ebenso war der Oberarm von Laila-Mini gebrochen. Da die Knochen eines Säuglings noch sehr elastisch sind, könne dies nur unter enormer Gewalteinwirkung geschehen sein.

Anfänglich gab der Vater an, Laila-Mini hätte sich die Verletzungen durch einen Unfall zugezogen. In der besagten Nacht hätte sie angefangen zu weinen. Als sie sich nicht beruhigte, nahm er sie auf den Arm, um sie zu trösten. Als er sie streichelte, sei sie ihm aus unerklärlichen Gründen entglitten und auf das Laufgitter gefallen.

Auch Laila-Minis Mutter sprach sich für ihren Lebensgefährten aus. Sie sagte, ihre Tochter wäre ein Wunschkind gewesen. Sie sei geliebt worden und trotz ihrer finanziellen Engpässe haben sie ihr letztes Geld für ihre Tochter ausgegeben. Die Vorwürfe der Polizei könne sie nicht nachvollziehen. Immerhin seien sie auch bis zu Laila-Minis Tod jeden Tag ins Krankenhaus zu ihr gefahren.

Gerichtsurteil:
Im Prozess vor dem Landgericht Cottbus gestand schließlich der Vater.

Allerdings behauptete er, dass ihm nicht bekannt gewesen sei, dass man durch Schütteln derartig schwere Verletzungen auslösen könne. Auch sei er wie fremdgesteuert gewesen.

Der gerichtsmedizinische Sachverständige äußerte sich dahingehend, dass Eltern sehr wohl bekannt sei, dass man das Köpfchen eines Säuglings halten müsse. Was die Drogen und den Alkohol betraf, so führte er auf, dass der Vater in keinster Weise von Wahnvorstellungen geprägt gewesen sei und auch ansonsten ein normal-intelligenter Mensch sei. Er hätte sich denken können, was geschehen würde, wenn man einen Säugling schüttelt.

Ende Mai 2004 wurde der Vater wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Das Urteil blieb unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Diese plädierte auf fünfeinhalb Jahre Haft und Misshandlung von Schutzbefohlenen.

In seiner Urteilsbegründung wertete es der Richter positiv, dass sich der Vater ganz allein um Laila-Mini habe kümmern müssen. Ebenso um die Wohnung und die Arbeit. Er sei überfordert gewesen. Trotz allem hätte ihm bewusst sein müssen, dass das Schütteln seiner Tochter zum Tode führen kann.