Junge-20.11.2011

Das ist die Geschichte eines kleinen Jungen, der nur wenige Stunden alt werden durfte. Seine Mutter warf ihn kurz nach seiner Geburt aus einem Fenster im 5. Stock eines sechsstöckigen Hochhauses. .

Die Mutter des Jungen lebte mit ihrer 15-jährigen Tochter und ihrem 44 Jahre alten Lebensgefährten, welcher auch der Vater des Jungen war, zusammen im  Berliner Stadtteil Charlottenburg .

Am Morgen des 20. Novembers 2011 entdeckte ein Nachbar, der ebenfalls in dem sechsstöckigen Mietshaus lebte, einen blauen Müllsack im Hinterhof, aus dem eine blutverschmierte Hand und Beinchen ragten. Nachdem der geschockte Nachbar die Polizei alarmiert hatte, schlossen die Beamten aufgrund des Fundorts schnell darauf, dass das Baby aus dem Fenster des Hauses geworfen worden war.

Bei der anschließenden Hausdurchsuchung entdeckten die Polizei dann auch blutige Lumpen vor einer der Wohnungstüren. Weil der Mieter der besagten Wohnung aufgrund eines Tötungsdeliktes sowie der Misshandlung von Schutzbefohlenen polizeibekannt war und als gewalttätig galt, stürmte das herbeigerufene SEK die Wohnung und nahm die gesamte Familie umgehend fest.

Am Montag, den 21. November 2011, gestand jedoch die Mutter, dass sie ihren Sohn aus dem Fenster geworfen habe – ihre Tochter und ihr Lebensgefährte hätten nichts damit zu tun gehabt. Laut den Ermittlern wirkte die Mutter dabei kühl, nicht verwirrt oder aufgewühlt. Sie wurde daraufhin wegen Totschlags angeklagt und verblieb in U-Haft, ihre Tochter und ihr Lebensgefährte wurden freigelassen.

Die Anfänge der Tragödie hatten sich schon Jahre vorher abgezeichnet:

Die Mutter, die bereits zwei Töchter aus einer früheren Beziehung hatte, soll laut ihren Bekannten von ihrem Lebensgefährten abhängig gewesen sein und eingeschüchtert gewirkt haben. Blaue Flecken und laute Streitigkeiten sowie die Geräusche von handfesten Auseinandersetzungen wiesen auf Gewalttätigkeiten seitens des Lebensgefährten hin, welche die Mutter jedoch abstritt. Die ältere Tochter zog aus der gemeinsamen Wohnung aus, die jüngere blieb und wurde, als sie erst 13 Jahre alt war, bei einem Streit von ihrem Ziehvater verletzt, woraufhin dieser zu Tagessätzen verurteilt wurde. In den Jahren vor der schrecklichen Tat brachte die Mutter bereits zwei Jungen zur Welt, die sie jedoch zur Adoption freigab, einen ließ sie einfach im Krankenhaus zurück. Ihr Lebensgefährte, welcher auch der Vater dieser Kinder war, soll gedroht haben, dass sie bei einer erneuten Schwangerschaft ihr blaues Wunder erleben werde, berichteten Bekannte des Paares. Laut Zeitungsberichten war die Familie seit 2007 auch dem Jugendamt bekannt. Beim letzten Hausbesuch, zwei Monate vor der Geburt des getöteten Babys, habe das Jugendamt nichts von einer erneuten Schwangerschaft bemerkt. Hinweise auf Misshandlungen hätte es zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht gegeben.

Obwohl selbst Nachbarn die Schwangerschaft zu bemerken schienen und nach der Tat Angaben machten, dass die Mutter versucht habe, ihren Babybauch zu kaschieren, erklärte die Frau den Polizeiermittlern, dass ihr Lebensgefährte nichts davon wusste. Während der Lebensgefährte am Computer spielte, brachte sie den gemeinsamen Sohn am Samstag gegen 22.30 Uhr in ihrer Wohnung zur Welt. Auch ihre 15-jährige Tochter habe nichts von alledem mitbekommen. Nachdem die Mutter das Badezimmer gründlich gereinigt hatte, warf sie ihren lebenden Sohn, nur acht Stunden nach seiner Geburt, aus dem Fenster in den Hinterhof des Hauses. Der kleine, neugeborene Junge erlag seinen multiplen Verletzungen aufgrund des Sturzes.

Gerichtsurteil:
Das Gericht verurteilte die Mutter aufgrund von minderschweren Totschlags zu viereinhalb Jahren Haft. In der Urteilsbegründung stand, dass sie ihr Baby wie Müll aus dem Fenster geworfen habe. Als strafmildernd galt die Stresssituation der Geburt. In der Erklärung, die die Anwältin der Mutter vorlas, hieß es, dass sich die Mutter eine derart schlimme Tat nie zugetraut hätte. Als Motiv gab die Verteidigung Angst vor der Reaktion des Lebensgefährten an – was die Mutter nicht davon abhielt, ihn während ihrer Haft zu heiraten.