Dominik

Das ist die Geschichte des dreijährigen Dominik aus Berlin-Marzahn. Sein Leben endete am 27. Januar 2000, weil er zu langsam gelaufen war.

Dominik lebte mit seiner Mutter, deren Verlobten und seinen beiden vier und sechs Jahre alten Geschwistern in einer Fünf-Zimmer-Wohnung in Berlin-Marzahn. Dominiks Mutter und ihr Lebensgefährte kannten sich seit zwei Jahren. Er war arbeitslos, sie Hausfrau.

Anfänglich sei die Beziehung zwischen dem Lebensgefährten und den drei Kindern nicht einfach gewesen, aber irgendwann übernahm der Lebensgefährte mit Einverständnis der Mutter die Vater-Rolle.

Laut späteren Aussagen des Lebensgefährten vor Gericht wurden die Kinder lediglich mit Fernsehverbot, Stubenarrest und Klapsen bestraft. Weitere Schläge wurden zwar angedeutet und angedroht, aber nie vollzogen.

Die Erzieherin der KiTa, welche Dominik besuchte, beschrieb den Jungen als aufgeschlossen und sonnig, aber auch als besonders lebhaft. Die Leiterin des Kindergartens sagte, so gerne wie Dominik in die KiTa gekommen sei, so gerne wäre er auch wieder nach Hause gegangen. Spuren von Misshandlungen wollten sie an Dominik und auch an seinen beiden Geschwistern nicht bemerkt haben.

Dagegen hatten aber Ärzte über einen Zeitraum von zwei Jahren bei allen drei Kindern Hinweise auf Misshandlungen festgestellt.

Am Vormittag des 25. Januar 2000 hatte der Lebensgefährte einen Termin auf dem Sozialamt. Um die finanzielle Situation der Familie stand es nicht gut. Doch der Termin bei der Behörde sollte keine Besserung ihrer Lage versprechen. Wie der Lebensgefährte selbst äußerte, war er nach dem Besuch beim Sozialamt geladen. Wieder in der Wohnung angekommen, brachte er um 13.00 Uhr die Kinder zum Mittagsschlaf in ihre Betten. Auch Dominiks Mutter legte sich schlafen. Der Lebensgefährte suchte die Couch im Wohnzimmer auf und schaute sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand eine Fernseh-Talkshow an.

Etwa gegen 14.00 Uhr hörte er, wie Dominik sein Zimmer verließ, um auf die Toilette zu gehen. Dies missfiel dem Lebensgefährten. Er stand auf, ging in Richtung seines dreijährigen Ziehsohnes und schubste ihn. Daraufhin stolperte Dominik über die Schwelle zur Gäste-Toilette und schlug sodann mit der Stirn auf den Badvorleger auf. Der Dreijährige lag krampfend auf dem Boden und fiel anschließend in eine Bewusstlosigkeit.

Zwei Tage später, am 27. Januar 2000 verstarb er im Unfallkrankenhaus Marzahn an den Folgen des Sturzes.

Gerichtsurteil:
Dominiks Mutter stand ihrem Verlobten im Prozess bei, verweigerte die Aussage mit der Begründung, beide wollten heiraten.

Als Grund für seine Tat gab der Lebensgefährte an, dass Dominik ihn beim Fernsehen gestört habe und er schnell wieder ins Bett gehen sollte.

„Ich schubste ihn, weil er zu langsam ging. Er knallte mit der Stirn auf die Badematte.
Quelle: bz-berlin, 08. Juli 2010

Wegen Körperverletzung mit Todesfolge wurde der Lebensgefährte zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Sieben Monate nach Dominiks Tod kam seine kleine Schwester zur Welt. Dominiks Mutter nahm ihre Tochter sogar mit in die Haftanstalt, um sie ihrem Verlobten zu zeigen.

Nachtrag:
Nach Vollzug seiner Haftstrafe nahm Dominiks Mutter ihren Verlobten wieder in die gemeinsame Wohnung auf. Im Januar 2015 wurde bekannt, dass der Lebensgefährte wegen sexuellen Missbrauchs an seiner Stieftochter wieder vor Gericht stand. Er soll das heute 19-jährige Mädchen seit ihrem 12. Lebensjahr missbraucht haben. Auch hier stand die Mutter wieder ihrem Verlobten bei und bezichtigte ihre Tochter der Lüge.