Daniel

Dies ist die Geschichte von Daniel aus Hamburg. Im Alter von zwei Jahren wurde er Lebensgefährten seiner Mutter am 30. Dezember 1999 getötet, weil er den Fischen im Aquarium zu viel Futter gab.

Leider konnten wir zum Schicksal von Daniel nur noch sehr wenige Informationen ausfindig machen. Wir haben dennoch versucht, aus dem wenigen uns zur Verfügung stehenden Informationen, seine Geschichte zu bewahren.

Daniels Mutter und ihr Lebensgefährte, ein 28-jähriger Medizinstudent, lernten sich im April 1999 durch eine Kontaktanzeige kennen. Bereits im Oktober 1999, sechs Monate später, zogen sie zusammen. Nach Aussagen des Studenten lebten die drei harmonisch zusammen. Daniel sei anfangs ihm gegenüber distanziert gewesen, habe aber dann doch schnell Vertrauen zu ihm gefunden.

Am 28. Dezember 1999 habe Daniel die Fische füttern wollen und sei dabei auf die Abdeckung des Aquariums gefallen. Der 28-jährige habe ihn, so seine späteren Aussagen, daraufhin auf den Boden gesetzt, leicht geschubst und ihm erklärt, er solle dies nicht noch einmal tun.

Sodann habe er den Raum verlassen, um ins Badezimmer zu gehen. Von dort aus habe er dann einen Knall gehört. Als er nach Daniel sehen wollte, habe er diesen leblos auf dem Boden gefunden. Unter Panik habe der Student den Jungen leicht geschüttelt und ihm Wasser ins Gesicht gespritzt, um ihn aufzuwecken. Als Daniels Mutter von der Arbeit nach Hause kam, riefen die beiden den Notarzt.

Daniels Verletzungen, hierunter ein Schädelburch, Blutungen, Schütteltrauma sowie eine Hirnschwellung, waren jedoch so schwerwiegend, dass er am 30. Dezember 1999 im Krankenhaus verstarb.

Der Lebensgefährte wurde festgenommen. Während der Untersuchungshaft heiratete er Daniels Mutter.

Gerichtsurteil:
Die Staatsanwaltschaft forderte zehn Jahre Haft wegen Totschlags. Die Verteidigung des 28-jährigen zwei Jahre auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung.

Das Gericht war sich sicher, dass Daniel beim Fische füttern zu viel Futter ins Aquarium gegeben hatte und dies den Lebensgefährten seiner Mutter verärgerte. Daniels Kopf sei auf die Kante des Aquariums aufgeschlagen, wodurch der kleine Junge einen Schädelbruch erlitten hatte. Weiterhin musste Daniel von dem Mann massiv geschüttelt und geschlagen worden sein.

Am 18. Juli 2000 wurde der 28-jährige Medizinstudent und Ehemann von Daniels Mutter wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der Richter begründete sein mildes Urteil mit „erzieherischer Überforderung“.

„Sie wollten von Daniel mehr, als er leisten konnte.“ Gleichwohl: „Das Kind war hilflos ihrer Gewalt ausgeliefert“, es war eine „Bestrafung“ aus nichtigem Anlass, so der Vorsitzende mahnend zum Angeklagten.
Quelle: Hamburger Abendblatt, 18.07.2000