Das ist Florians Geschichte aus Frankfurt (Oder). Er verhungerte im Alter von sechs Monaten. Sein Tod wurde am 13. Februar 2008 festgestellt.
Florian war, nach Aussagen seiner Mutter, ein Wunschkind. In den ersten zwei Wochen kümmerte sich seine Mutter auch um ihr kleines Baby, doch dann verlor sie aus unerklärlichen Gründen das Interesse. Florians Vater, der bereits ein Kind aus einer früheren Beziehung hatte, wollte die Versorgung seines kleinen Sohnes mit den Worten „Ich mach das schon …“, übernehmen.
Wann auch ihm sein Sohn gleichgültig wurde, ist nicht sicher. Sicher ist nur, dass Florian sieben Wochen vor seinem Tod sich selbst überlassen worden war. Auch sprachen sich beide Eltern untereinander nicht über die Versorgung von Florian ab. Jeder dachte, der andere würde sich schon kümmern. So wurden seine Mahlzeiten erst auf zwei, am Ende sogar auf sechs bis sieben Stunden hinausgezögert. Anfänglich, bevor die Apathie einsetzte, hatte Florian noch die Kraft, vor Hunger und Durst zu schreien. Jedoch drangen diese Hilfeschreie nicht zu seinen Eltern durch, sie wurden einfach überhört. Florians Eltern hatten andere Prioritäten in ihrem Leben wie beispielsweise fernsehen, Playstation spielen oder ausgehen. Sogar ihre Haustiere, darunter zwei Hunde und fünf Katzen, versorgten sie besser als ihren Florian. Seinen Eltern fiel sehr wohl auf, dass ihr Sohn immer dünner wurde, aber einen Arzt suchten sie nicht auf. Das letzte Mal, dass ein Arzt Florian sah, war nach seiner Geburt.
Am 13. Februar 2008 überwand sich Florians Vater doch einmal nach seinem Sohn zu schauen. Florian war nicht mehr ansprechbar und gab auch kein Lebenszeichen mehr von sich. Der gerufene Notarzt konnte nichts mehr für den kleinen Jungen tun, er konnte nur noch den Tod feststellen.
Florian war bis auf 2870 Gramm abgemagert und wog damit weniger als bei seiner Geburt. Florian war regelrecht ausgetrocknet und ausgehungert.
Sein Vater sagte aus, er habe am 12. Februar 2008 um sechs Uhr morgens seinen Sohn noch einmal gefüttert und gewickelt. Laut Obduktion soll Florian jedoch vor seinem Tod bereits 20 Stunden keine Nahrung mehr erhalten haben. Er hatte das Gesicht eines Greises und seine Haut war faltig. Zudem konnte der Rechtsmediziner kein Unterhautfettgewebe mehr feststellen.
Der Stiefvater von Florians Mutter trug, nach eigenen Aussagen, schwere Schuldgefühle in sich. Bereits Weihnachten 2007 hatte er seine Tochter auf den unterernährten und schlechten Zustand von Florian angesprochen. Doch seine Tochter beruhigte ihn und sagte: „Den päppeln wir schon wieder auf“. Damit gab er sich zufrieden.
Florians Mutter sagte später, sie habe ihren Sohn schon irgendwie geliebt, aber vermisst habe sie ihn erst, als er nicht mehr da war.
Gerichtsurteil:
Im ersten Prozess waren Florians Eltern zwar wegen Mordes angeklagt, wurden jedoch wegen Totschlags und gemeinschaftlicher Misshandlung eines Schutzbefohlenen verurteilt. Florians Mutter erhielt sieben Jahre Jugendstrafe, Florians Vater zehn Jahre Haft.
Allerdings vergaß das Gericht beim Abschluss des Prozesses den Eltern das letzte Wort zu erteilen. Die Verteidigung von Florians Vater ging nach Verkündung des Urteils in Revision, da sie keinen Tötungsvorsatz sah. Bei der Revisionsausfertigung fiel der Verteidigung dann auf, dass ihrem Mandaten nicht das letzte Wort erteilt worden war. Aufgrund dieses Fehlers wurde dann auch vom Bundesgerichtshof das Urteil aufgehoben. Das Gericht stellte daraufhin Florians Vater eine maximale Haftstrafe von acht Jahren in Aussicht, wenn er ein umfassendes Geständnis ablegen würde. Das tat dieser dann auch, indem er aussagte, er wüsste nicht, wie es hätte soweit kommen können und nun sei ihm klar geworden, dass er hätte etwas tun müssen. Aufgrund dieses Geständnisses wurde seine Strafe auf acht Jahre herabgesetzt. Bei guter Führung könnte er nach vier Jahren womöglich wieder frei sein.
Die Verteidigung von Florians Mutter verzichtete allerdings trotz der Verwehrung des letzten Wortes auf die Revision.