Melanie

Auch Melanie hat uns ihre Kindheitsgeschichte erzählt. Sie hat sich mit folgenden Worten an uns gerichtet.

Ich finde eure Aktion großartig, bitte schaut genau hin. Lieber einmal zu viel helfen, als einmal zu wenig. Heute geht es mir gut, meine Kindheit und Jugend bekomme ich nicht wieder, aber ich sorge dafür, dass anderen Kinder dieses Schicksal erspart bleibt. Habe mich dadurch schon unbeliebt gemacht, aber das ist es mir wert.

Meine Kindheit:

Ich weiß nicht wie ich anfangen soll. Ich bin als Kind/Teenager durch die Hölle gegangen. Vor einem Jahr begann ich mit einer Therapie, seitdem weiß ich, ich kann und darf darüber reden. Angefangen hat es im Kinderheim, in welches ich mit 4 Jahren wegen Vernachlässigung kam.

Körperliche und seelische Qualen waren dort an der Tagesordnung. Ob Verbrennungen mit dem Bügeleisen, Isolation im Keller, Prügel oder Schlafentzug. Zu DDR Zeiten war es fast in jedem Heim so. Doch viel schlimmer wurde es nach meiner Zwangsadoption, meine Adoptivmutter hasste mich, täglich ließ sie ihre Aggressionen an mir aus. Blaue Flecken, Striemen, oft konnte ich tagelang nur unter Schmerzen sitzen. Eines Tages bemerkte mein Opa meine Verletzungen, er drohte ihr mit Jugendamt. Die Ironie, sie war Mitarbeiterin und zwar für misshandelte Kinder. Es wurde leider nicht besser, ab jetzt nahm sie nasse Handtücher, diese Wunden gingen tiefer, man sah sie nicht gleich. Nachts weinte ich so lange bis ich mich übergab. Jedoch nach aussen musste ich perfekt sein, immer lächeln. Mit 11 Jahren saß ich im Wald, in der Hand ein kleines Röhrchen. Es waren die Schlaftabletten meiner Adoptivmutter, ich konnte es nicht, mir fehlte der Mut. Immer wieder bekam ich zu hören, ich sei nichts wert. Von meinem Adoptivvater hatte ich nichts zu erwarten, Alkohol war sein bester Freund. Als ich in die Pubertät kam entwickelte er ein sehr ungesundes Interesse an mir, mehr möchte und kann ich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht schreiben. Ich hoffe, mein Herz gibt auch irgendwann diesen schwarzen Fleck frei ans Licht. 

Manchmal frage ich mich, wann dieser Schmerz endlich vergeht, dann spüre ich, er wird niemals vergehen. Er gehört zu mir und hat mich zu einem Menschen gemacht der hinsieht, das hilft mir an ganz schlimmen Tagen.

Melanie hat eine kleine Entschädigung vom Fonds für Heimerziehung erhalten. Sie teilte uns mit, dass sie hierdurch damit beginnen konnte, alles aufzuarbeiten.

Von ihren Adoptiveltern hat sie sich im Alter von 16 Jahren getrennt, indem sie ausgezogen ist. Vor einigen Jahren hat sie sodann komplett den Kontakt mit ihrer Adoptivmutter abgebrochen, da diese sich nach wie vor im Recht sah.

Ihr Adoptivvater ist verstorben, er musste sich hoffentlich, so Melanies Worte,  vor seinem Schöpfer verantworten.