Markus

Dies ist die Geschichte von Markus, einem kleinen Kämpfer aus der Nähe von Unna, der seinen Kampf jedoch am 17. Juli 2012 im Alter von nur 8 Jahren verlor.

Markus wurde im Jahre 2004 als zweiter Sohn der Familie geboren. Nur 36 Tage nach seiner Geburt sollte sich sein Leben und das seiner Familie für immer verändern.

Es war kurz vor Weihnachten und die Mutter von Markus machte sich mit dessen älteren Bruder auf den Weg in den Supermarkt. Markus blieb derweil zuhause bei seinem Vater.

Als die Mutter nach gut einer Stunde wieder zurückkehrte, stellte sie fest, dass mit dem kleinen Markus etwas nicht in Ordnung war. Der kleine Junge lag in seiner Wippe und schrie ununterbrochen, während ihr Mann seelenruhig und desinteressiert am Schreibtisch saß.

Sie wollte den Säugling beruhigen, doch es gelang ihr nicht. Als Markus nach einer Weile plötzlich still und apathisch wurde, entschied sie sich, sofort ins Krankenhaus zu fahren.

Die Ärzte dort bemerkten sofort die äußeren und inneren Verletzungen des Babys, welche sich auch schnell als lebensbedrohlich darstellten. Markus wurde direkt auf die Intensivstation verlegt und die Ärzte informierten die Polizei.

Zunächst standen beide Eltern unter dem Verdacht der Kindesmisshandlung und erst nach vielen Verhören und Befragungen wurden die Ermittlungen gegen die Mutter eingestellt. Sie macht sich bis heute noch grosse Vorwürfe.

Gegen den Vater wurde weiter ermittelt, doch dieser schwieg eisern – sowohl ihr als auch der Polizei gegenüber.

Wochenlang musste Markus behandelt werden, unter anderem auch in Spezialkliniken. Doch die Prognosen für den Kleinen waren aufgrund der schweren Verletzungen mehr als schlecht.

Da durch die starken Blutungen in seinem Gehirn das Stammhirn schwer beschädigt war, würde er nie sprechen, gehen oder sonst irgendetwas tun können, was einen Menschen ausmacht.

Starke Unterblutungen beider Augäpfel ließen ihn erblinden, bevor er überhaupt irgendetwas richtig sehen konnte. Außerdem hatte er von da an mit bis zu 30 schweren epileptischen Anfällen am Tag zu kämpfen. Er konnte entweder im Rollstuhl sitzen oder im Bett liegen und musste durch eine Magensonde ernährt werden. Trotz allem aber erzählte seine Mutter, dass sie bei ihren Besuchen im Heim immer das Gefühl hatte, als würde er doch etwas von seiner Umgebung wahrnehmen. Besonders Musik schien ihn immer zu beruhigen.

Markus starb acht Jahre später am 17. Juli 2012 in einem Heim für schwerbehinderte Kinder.

Die Mutter, die sich seither in psychotherapeutischer Behandlung befindet, macht sich selbst schreckliche Vorwürfe. Im Nachhinein sagte sie, dass es wohl immer wieder Anzeichen gab, dass ihr Mann nur schlecht mit Kleinkindern umgehen konnte, doch sie wollte es damals einfach nicht wahrhaben.

Um das alles besser verarbeiten zu können, wagte sie nun mit Markus Geschichte den Schritt an die Öffentlichkeit.

Beisetzung:
Markus wurde in einer kleinen, aber würdevollen Trauerfeier am Heimatort seiner Großeltern beigesetzt.

Gerichtsprozess:
Gegen ihren Mann, der damals als Justizbeamter arbeitete, wurde Anklage wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen erhoben. Das erweiterte Schöffengericht Solingen verurteilte ihn zu drei Jahren Haft und unter Berufung auf mehrere medizinische Gutachten, darunter auch das eines Rechtsmediziners. Der Vater äußerte sich nie zur Sache, sondern ließ damals lediglich seinen Verteidiger erklären, er sei unschuldig. Er habe das Kind nach dem Wickeln von der oberen Etage nach unten tragen wollen und sei dabei über ein Spielzeug seines zweijährigen Sohnes gestolpert und mit dem kleinen Baby die Treppe hinunter gefallen. Dann habe er ihn in sein Bettchen gelegt, aber weder den Notarzt noch die Mutter verständigt, weil er sich hilflos gefühlt und nicht daran gedacht habe.

Nach den Erkenntnissen des Rechtsmediziners stimmte diese Version nicht mit den Verletzungsspuren des Kindes überein, weshalb das Gericht auch zu der Überzeugung kam, dass der angeklagte Vater sein Kind vorsätzlich mindestens zweimal misshandelt hat, äusserlich durch direkte Gewalteinwirkung auf den Schädel und innerlich durch ein Schütteltrauma.

Der Vater von Markus wurde zu einer Haftstrafe von 3 Jahren wegen Misshandlung Schutzbefohlener verurteilt.

Seine Strafe verbrachte er im offenen Vollzug.