Julians Eltern hatten sich bereits vor seiner Geburt getrennt und sein Papa hatte eine neue Frau an seiner Seite. Im Juni 2009 kam dann Julian als gesunder kleiner Junge zur Welt. Bereits da informierte Julians Papa sowie auch das Krankenhaus das Jugendamt vor Missständen im häuslichen Umfeld von Julian.
Das Jugendamt reagierte bedächtig und setzte eine Familienhelferin ein. Die Unterbringung in einer Einrichtung wurde zwar angeboten ,aber von der Sorgeberechtigten abgelehnt.
Vier Wochen, nachdem Julian das Licht der Welt erblickte, wurde er misshandelt, wodurch er ein folgenschweres Schütteltrauma erlitt.
Erst Tage später erhielt sein Papa ein Schreiben, nicht vom Jugendamt sondern von der Polizei, in welchem er über die Misshandlung seines Sohnes informiert wurde.
Sofort nahm er mit dem Jugendamt Kontakt auf, doch die zuständige Sachbearbeiterin verweigerte ihm die Auskunft, saß nur vor ihm, mit Tränen in den Augen und meinte, dass alles so schlimm sei… Julians Papa hatte nur noch einen Gedanken: „….mein Sohn ist tot!“
Seine Frau beruhigte ihn und beide wurden bei der Polizei vorstellig. Dort erhielten sie die schreckliche Gewissheit. Julian hatte schwere Kopfverletzungen sowie mehrere Hämatome erlitten. Nur durch eine Notoperation konnte sein Leben gerettet werden.
Doch Julians Papa durfte seinen Sohn nicht einmal besuchen, da die Verursacherin ihr Einverständnis verwehrte, denn sie besaß das alleinige Sorgerecht.
Niemand kann sich wirklich vorstellen, was Julians Papa in diesem Monaten gefühlt haben muss.
Erst als die Sorgeberechtigte entscheiden sollte, ob Julian im Fall der Fälle reanimiert werden solle und sie diese Entscheidung nicht zu treffen vermochte, übernahm das Sozialamt die Gesundheitsfürsorge für Julian. Hierdurch war es nun auch seinem Papa möglich, ihn endlich zu besuchen.
Julians Papa und seine Stiefmama waren erleichtert, Julian endlich sehen zu dürfen. Nach all den Monaten konnten sie nun Julian zur Seite stehen.
Das Julian überlebt hat, grenzt schon fast an einem Wunder. Aber er hat um sein Leben gekämpft und wird es weiterhin tun. Er wird sein Leben lang ein Pflegefall sein und ist zu 100% schwerbehindert. Es wird ihm niemals möglich sein, zu sprechen, zu stehen oder zu sitzen. In seiner Bewegung ist er vollkommen eingeschränkt. Auch wird er niemals sehen können, denn er ist erblindet.
Weitere Folgen durch das hervorgerufene Schütteltrauma werden ihn ständig begleiten:
– starke Spastik
– Skoliose
– Hüftluxation
– u.v.m.
Im Mai 2011 wurde Julians Papa das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Er und seine Frau kämpfen gemeinsam für Julian und wollen ihm für sein Leben das Bestmöglichste bieten.
Doch auch die rechtliche Seite liegt schwer auf der Familie. Nichts kann die Misshandlung an Julian rechtfertigen, kein Urteil wäre hart genug für das, was Julian auferlegt worden ist.
Gegen Julians Peiniger wurde Anklage erhoben und es erfolgte eine Verurteilung zu zwei Jahren auf Bewährung. Zwei Jahre auf Bewährung gegen ein lebenslanges Urteil, welches Julian erhalten hat. Gegen dieses Urteil wurde Revision eingelegt und der Ausgang noch offen.
Man fragt sich, wo ist da Gerechtigkeit? Kann es dafür Gerechtigkeit in unserem Rechtsstaat geben? Wenn Minuten, gar Sekunden über ein ganzes Leben entscheiden?
Die Auswirkungen sind für alle Beteiligten fatal, aber Julian hat starke Menschen um sich herum und er selbst zeigt, dass er ein großer Kämpfer ist. Julian leidet heute noch stark unter den Folgen des Schütteltraumas. Noch lebt Julian in einer Einrichtung, ganz in der Nähe seines Papas und ist so oft wie möglich zu Hause. Bald ist er für immer bei ihnen und alles geht seinen Weg, zum Wohle von Julian.
Nachtrag hinsichtlich der Revision:
Julians leibliche Mutter wurde vor einem Jahr wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Gegen dieses Urteil legte sie Berufung ein. Ebenso legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein, da diese ein härteres Urteil anstrebte. Am 09. Juli 2014 wurde die leibliche Mutter aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ihr konnte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass sie Julian geschüttelt hatte